Was konnte passender sein, als rechtzeitig zum 70. Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 das Bundesministerium der Finanzen zu besuchen? Ein Ort im Herzen Berlins voller Geschichte! Treffpunkt war der „Platz des Volksaufstandes von 1953“, wo ein Bodendenkmal an die Geschehnisse von vor 70 Jahren erinnert.
Das Gebäude, in dem das Bundesfinanzministerium seit 1999 seinen Hauptsitz hat und das nach dem ersten Präsidenten der Treuhandanstalt Detlev Rohwedder benannt ist, ist ein imposanter und geschichtsträchtiger Ort – darin waren sich die Mitglieder des FDP OV Dahlem und Gäste einig, als sie am vergangenen Mittwoch nach einer Begrüßung und historischen Einleitung durch das massive Haus geführt wurden. Fast sieben Kilometer Flure, über 2000 Räume und eine Nutzfläche von 56.000 Quadratmetern machen es noch heute zu einem der größten Bürogebäude in der Hauptstadt. Errichtet wurde der monumentale Bau von den Nationalsozialisten als Hauptquartier für Hermann Görings Luftwaffe. Im heutigen Eurosaal, in dem Konferenzen stattfinden, tagte nach den Novemberpogromen von 1938 die sogenannte Vor-Wannseekonferenz, auf der die Kennzeichnungspflicht jüdischer Mitbürger durch den Judenstern beschlossen wurde. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude fast unversehrt – so auch der originale italienische Marmorboden im heutigen Matthias-Erzberger–Saal, der aufgrund der Akustik mit einem Teppich bedeckt ist. 1949 wurde im heutigen Detlev-Rohwedder-Haus die DDR gegründet und völkerrechtlich die Teilung Deutschlands gefestigt. Das Gebäude war als „Haus der Ministerien“ eine zentrale Einrichtung für die SED-Führung. Hier demonstrierten die Menschen am 16. Juni 1953 gegen die beschlossenen Normenerhöhungen. Die Proteste wurden am 17. Juni 1953 blutig niedergeschlagen. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte bis 1995 die Teuhandanstalt ihren Sitz im heutigen Bundesfinanzministerium. Mit seiner wechselvollen Geschichte ist das Gebäude heute eine Mahnung, das Vergangene nicht zu vergessen.